
Bassline Sounddesign - Grundlagen und Basics
Die Bassline ist neben der Kickdrum wohl das wichtigste Element in der elektronischen Musik.
Kein Wunder also, dass wir uns als Produzenten und Produzentinnen stundenlang mit dem Design des Basssounds beschäftigen könnten und uns manchmal auch darin verlieren.
Hat das Bassline Sounddesign genug Charakter, um Interesse beim Hörer zu wecken? Sollten dem Patch mehr Obertöne hinzugefügt werden und was ist das überhaupt? Wie setzt sich der Sound am Ende gegen all die anderen Elemente im Track durch?
Diese Fragen wollen wir im Folgenden stellen und euch die Technik des Layerings ans Herz legen.
Mit diesem Artikel zeigen wir euch außerdem die Sounddesign Grundlagen für Basslines, sodass ihr immer einen klaren Kopf bewahrt und zielgerichtet den Sound erreicht, den ihr für eurer Trackfundament im Kopf habt.
Synthese Grundlagen - Die Wellenformen
Mit der Wahl der Waveform bestimmen wir schon am Anfang den Charakter des Klangs. Dabei unterscheiden sich die Klangfarben in der Menge und Intensität der Obertöne, was extrem wichtig für unser Bassline Sounddesign ist und wo wir uns gut überlegen müssen, mit welcher Basis wir starten.
Sinus (Sine) – Die Sinuswelle besteht aus dem Grundton einer Frequenz und besitzt keine Obertöne. Sie ist die weichste Wellenform, wird aber auch oft als leer klingend empfunden. Deswegen nutzen wir die Sinuswellenform vor allem zum Mischen mit anderen Sounds und kreieren aus ihr unseren Subbasslayer.
Rechteck (Square) – Diese Waveform klingt sehr elektronisch und hohl. Der Eindruck kommt daher, da diese Welle nur die ungeradzahligen Obertöne enthält. Das heißt, dass der Klang zwar Obertöne besitzt, aber eben nur die Hälfte. Somit hat dieser Sound „Lücken“, die den hohlen und hölzernen Charakter bringen.
Diese Waveform ist sehr typisch für alle Housestyles und eignet sich perfekt für den Layer, der dem Basssound den Körper („Body“) gibt.
Dreieck (Triangle) – Die dreieckige Wellenform hat weniger Obertöne als das Rechteck. Die Obertöne nehmen in ihrer Intensität ab, je höher sie im Frequenzspektrum liegen. Dadurch klingt diese Waveform sehr warm und weich.
Für unsere Bassline kommt die Dreieckwellenform zum Einsatz, um flächiges Material „anzudicken“.
Sägezahn (Sawtooth) – Die Sägezahn Wellenform enthält alle Obertöne, weshalb diese Waveform auch beim Filter aufdrehen am meistens Spaß macht. Der harte Klangcharakter eignet sich für raue Musik sehr gut. Im Acidtechno und Techno allgemein wird die Sawtooth sehr gerne benutzt.

Bassline Sounddesgn - Layering
Nachdem wir jetzt wissen, welche Klangeigenschaften jede Wellenform besitzt, können wir uns nun überlegen, wie wir diese Eigenschaften in ein Verhältnis miteinander bringen, um so ein möglichst uniques Bassline Sounddesign zu erstellen.
Als Allzweckwaffe dient dazu das Layering von Sounds. Damit ist gemeint, dass wir verschiedene Klangfarben wie ein Maler mit dem Pinsel aufeinander schichten und uns dabei gut überlegen, wie sehr der Duktus von jedem einzelnen Sound sein darf oder auch sein muss.
Wie wir bei den Wellenformen gesehen haben, sind bei Basssounds die Obertöne sehr wichtig, um ihnen Charakter zu verleihen. Beim Layering geht es dann darum, diese Charaktereigenschaften gekonnt zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. Das Gesamtbild am Ende ist dann eure fertige Bassline.
House Bassline Sounddesign
Als Beispiel nehmen wir ein typisches House Bassline Sounddesign. Wir wählen als Waveform für den Grundcharakter das Rechteck. Für den Subbasslayer nehmen wir die Sinuswelle und setzen die Midinoten eine Oktave tiefer.
Mit einer subtilen Distortion könnt ihr dem Subbasslayer noch etwas Wärme verleihen, in jedem Fall aber solltet ihr mit dem Equalizer einen harten Cut bei ca. 100 Hertz einstellen und die Hüllkurven kurz halten.
Jetzt klingt unser Sound schon eher wie eine Bassline, aber leider noch nach Standard Housebass. Was wir nun brauchen, ist Charakter und etwas Farbe, die wir durch Obertöne hinzufügen. Dazu eignen sich Rechteck- oder Sägezahnwelle sehr gut. Die Midis sollten eine Oktave höher sitzen, als die des Hauptlayers.
Mit dem Equalizer werden tiefe Frequenzen herausgeschnitten, sodass wir ein schönes Obertonspektrum haben, dem wir auch Stereoinformationen hinzufügen können.
Wenn ihr den Ableton Wavetable benutzt, dann klickt euch mal durch die verschiedenen Unisono Algorithmen durch. Shimmer und Classic haben dabei ganz tolle Klangfarben und bringen eine schöne Stereobreite in das Soundbild. Achtet hierbei aber darauf, dass nur die Frequenzen ab ca 200-300 Hertz Stereoinformationen haben dürfen.
Jeder verwendete Layer aus diesem Beispiel hat eine bestimmte Funktion, die er erfüllt. Deshalb sollte man sich immer im Klaren darüber sein, welches Ziel man soundtechnisch verfolgt und mit welchen Mitteln es sich erreichen lässt.
Wenn ihr nach diesem Prinzip immer euer Bassline Sounddesign erstellt oder eigene Sounds baut, seid ihr auf dem richtigen Weg, euren individuellen Signature Sound zu finden.
Das Prinzip des Layerings lässt sich natürlich auch beim Arbeiten mit Samples verwenden. Ein wichtiger Punkt dabei ist aber, dass man sich mit Absicht einer gewissen Limitierung der Möglichkeiten aussetzt, um seine Kreativität in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Beim Layering von selbst gepatchten Synth Sounds haben wir alle Möglichkeiten und wir kurbeln mit diesem Prinzip eine andere Art der Kreativität in uns an und es ist einfach wichtig zu wissen, wie unsere Basiswerkzeuge klingen und welche Charaktere sie für unser Bassline Sounddesign mitbringen.
Bassline Sounddesign - Effekte
Genauso verhält es sich auch mit Effekten. Hier solltet ihr wieder ein bestimmtes Ziel vor Augen haben und euch gut überlegen, welche Tools für das Erreichen des Ziel sinnvoll sind.
Sättigung – Für Verzerrungen eignen sich Saturation, Overdrive oder der Amp von Ableton sehr gut und bringen viel Charakter in den Sound. Wichtig ist, dass ihr darauf achtet wie „heiß“ ihr in die Tools fahrt und dass ihr das Signal nach der Verzerrung mit Utility wieder leiser stellt (Gainstaiging).
Stereobreite – Wenn ihr glaubt, dass sich der Basssounds im mittleren Frequenzbereich noch etwas dünn anhört, dann kann man dem Sound mit Chorus noch etwas Bauch verleihen. Wärme und Stereoweite bringt dieser Effekt ebenso mit sich, deshalb solltet ihr wieder auf die Monokompatibilität (!) achten.
Movement – Für Bewegung im Sound können wir Delays hernehmen oder den LFO im Synth einstellen und so der Bassline leben einhauchen. Mit Gate lassen sich verspielte Stuttereffekte erstellen.
Sidechain – Der Sidechaineffekt ist nicht nur mixingtechnisch relevant, sondern kann auch als Effekt eingesetzt werden und durch eine extreme Einstellung ein hartes Pumpen erzeugen, dass je nach rhythmischem Kontext im Track ziemlich schiebt!
Dieser Effekt kann aber auch schnell zu cheesy wirken. Hier solltet ihr wieder abschätzen, ob euer Track ein extremes Pumpen verträgt oder ob es das Klangbild eher zerstört.
Texturen & Noise – Schöne Texturen und Earcandy können wir mit Erosion erzielen. Im Laufe des Arrangements kann man hier den Amount auch per Automation hoch- und runterfahren, um so Spannungen im Build up zu erzeugen.
Kompression – Mit Multibandkompression lässt sich ein brachialer Basssound erstellen, aber hier gilt Vorsicht: Der Multibandkompressor kann schnell das gesamte Soundbild zerstören auf Kosten sämtlicher Dynamik. Dieses Tool solltet ihr nie zu 100% hinzumischen, es sei denn, ihr möchtet einen extrem künstlichen Sound erreichen.

Mixing - Platziere deinen Bass Sound
Erst einmal ist es wichtig, dass ihr die Basslayer untereinander so weit abmischt, dass euch der Basssound Solo gefällt. Bus Processing, also die Bearbeitung der Bassline auf der Gruppenspur, dient dazu, die einzelnen Layer miteinander zu verschmelzen.
Must Haves auf der Busspur sind demnach ein Glue Kompressor und eine subtile Saturation, sowie mindestens ein Equalizer, der das Klangbild präzise formt.
Bei der Abmischung von Bassline und Kickdrum sind subtile Bellfilter euer bester Freund. Nehmt lieber störende Frequenzen weg, als drückende noch lauter zu machen.
So räumt ihr euren Mix auf und die Bassline klingt schön definiert. Um der Kick noch etwas mehr Platz zu schaffen, könnt ihr hier ein Sidechainsignal anlegen.
Wenn ihr die Bassline eurer Summe hinzumischt, achtet noch darauf, dass das Obertonspektrum des Basssounds im Einklang mit den Frequenzen aus Lead, Atmo oder Percussionsspuren ist.
Wenn Frequenzen clashen, müsst ihr wieder entscheiden, welcher Sound in diesem Frequenzbereich präsent, also weit vorne, sein soll und welcher nicht.